Der Bimbacher vom Herreinweinberg

Der Bimbacher vom Herrenweinberg - Zum Nachdenken

 

Novembertraum:

Wenn der Nebel über die Felder ins Dorf hereinkriecht

Wenn die Sonne mit Macht Löcher in die Nebelwand frisst

Wenn die Spinnenweben voller Nebeltröpfchen hängen

Wenn man schneller läuft, um die Sonne wieder auf dem Gesicht zu spüren

Wenn man überrascht vom Schatten in die Sonne tritt

Wenn man die Sonnenstrahlen ergreifen und festhalten will

Wenn man an jedem Blatt das Vergehen erahnt

 

Dann wünscht man sich, dass es ganz schnell wieder Frühjahr wird

Dass das Vergehen von einer barmherzigen Macht umschlossen wird

Dass die Farben des Herbstes ausreichen, die Dunkelheit des Winters zu übertönen

Dass aller Wandel nur das Zeichen ist für ein neues Werden ist: Heute oder Morgen!

 

 

Nur eine Kleiderkammer!

Vor einiger Zeit war ich wieder daheim, bei mir, dort, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Meine Mutter lebt noch, nur mein Vater ist seit gut zwei Jahren verstorben. -  Wir haben viel geredet, über alte Zeiten sinniert, gelacht und den einen oder anderen Bekannten wieder "auferstehen" lassen. Und irgendwann bin ich dem Haus, in dem ich über 20 Jahre meines Lebens zubrachte, von Zimmer zu Zimmer unterwegs gewesen, habe mich der Orte erinnert und was ich da oder dort alles so getrieben hatte. Der letzte Ort war die begehbare Kleiderkammer. Mit meinen Brüdern habe ich sie damals in den frühen 80iger Jahren nach Plänen und unter den Anweisungen meines Vaters eingerichtet. Vorsichtig öffnete ich die Türe! Und im fahlen Licht sah ich den Ort, in dem die Zeit stehen geblieben schien: Den Hut meines Vaters, den er beim Weggehen oder bei seiner Arbeit getragen hatte, mehrere Jacken und Anoraks, die er auf den verschiedensten Anlässen übergezogen hatte. Und da unten standen noch Schuhe von ihm...so als wären sie dort erst wieder abgestellt worden. Es war, als ob ich ihn in den Kleidern und Jacken vor mir sah...und doch: Er war nicht mehr. Meine Mutter hatte auch nicht (oder noch nicht) die Kraft gefunden, die Kleider wegzugeben, zu viele Einnerungen und dazu sehr schmerzhafte hängen daran - und nach diesem "Besuch" in der Kleiderkammer verstehe ich Sie! 54 Jahre hatten sie miteinander geteilt, eine Menge an Jahren, die hingen nun ein wenig in dieser Kammer, aber eben ohne dass der Mensch noch da war. Es ist ein Verlust ! - Nicht nur weil Schuhe, Jacken und Hüte so herrenlos herumstehen, sondern weil er zum Leben gehörte, er es war, der ihr und mein Leben ausgemacht hatte. - So geht es uns immer, wenn Menschen aus unserem Leben "weggehen"! Es wird vieles sinnlos, zwecklos, auch hoffnungslos. Und es braucht verdammt viel Kraft, wieder neue Hoffnung zu schöpfen. - Erst als ich die Türe zur Kleiderkammer wieder geschlossen hatte und heraustrat, da konnten sich meine Gedanken auch wieder an die Idee gewöhnen, dass er nun gut aufgehoben ist, und er bei IHM eine Wohnung haben wird in SEINEM Haus, und ich glaube, sie ist sicher größer als die Kleiderkammer...und heller: Gott sei Dank!

Wilfried Jugl, Pfarrer, am Samstag, den 22.06.2013, nach einem Besuch daheim!

 

 

Ostern - neues Leben,

heraus aus den

alten Gräbern der Vergangenheit,

Weg mit dem Mief des Todes und der Verwesung!

Doch so einfach geht das nicht!

Zu beeindruckend ist die Kälte des Grabes

Und selbst die Dunkelheit hat eine unscheinbare Anziehungskraft.

Herauszutreten aus der Nacht und das Licht zu schmecken ist

Mehr als ein Gedankenexperiment,

Es ist ein Wagnis,

Ein Versuch, sich neu zu erfinden,

Ein Akt, der Überwindung kostet.

Kaum allein können wir es schaffen.

Es braucht den Helfer, der uns ins Licht rückt.

Die Hand ist schon ausgestreckt.

Ich fühle sie!

Das ist mein Osterglaube!

 

 

 

Winterlandschaften 2010

Diesmal hat uns der Winter so richtig im Griff! Schon Jahr lang hatten wir keinen solchen Schnee mehr. Aber heuer haben wir mehr als genug davon! Überall türmen sich die Schneehaufen und man weiß bald nicht mehr wohin damit.  Das Leben wird dadurch leider nicht ruhiger im Gegenteil, jetzt muss man noch früher aufstehen, um Auto und Hof freizuschippen, denn alles „muss“ ja wie immer funktionieren! Manch einer versteigt sich sogar zu der Behauptung, man müsse nur besser vorbereitet sein, um dem Schneechaos zu trotzen, dann wäre alles nicht so schlimm. Tausende warten derweilen auf den Flugplätzen, auf einen Flug ins Sonnenparadies und sind nicht nur angesäuert ob der mangelnden Informationsleistung der Fluglinien, sondern darüber, dass sich der Winter es erlaubt, der perfekten Technik ein Bein zu stellen und ganz nebenbei auch ihre Urlaubspläne durchkreuzt.

Ich will nicht besserwisserisch erscheinen, wenn ich einfach anfrage, ob die „Reiseflucht“ an Weihnachten so ganz normal ist und ob sie überhaupt normal war auch die letzten schneelosen Weihnachten davor? Was treibt uns, was führt dazu, dass wir immer wieder wie auf der Flucht sind vor unserem Alltag, aber auch uns selbst? Können wir uns selbst nicht mehr aushalten und meinen dann, irgendwo sei es besser mit uns zu ertragen? Warum nehmen wir die Zeit und auch die damit verbundenen Beeinträchtigungen, uns fortzubewegen nicht als Chance an, wieder zu uns zu finden!

Vielleicht wieder ein Mal ein gutes Buch anfangen zu lesen und es auch zu Ende bringen! Oder hinsetzen und einen Brief schreiben an denjenigen, den ich schon lange versprochen habe zu schreiben. Oder einfach den Schnee schieben und dabei mit dem Nachbarn reden und seinen eigenen Gedanken nachhängen: Gärendes gären lassen, damit es reift und zu einem guten Jahrgang wird! In diesem Sinne grüße ich alle und wünsche ein gesegnetes neues  Jahr 2011!