Bimbach - ein Dorf im Steigerwald. Geschichtsspuren und Menschen in einem kleinen Ort in Unterfranken

 

Bimbacher Chronik 

 

Dorfeingang von Süden her im Winter 2011

Ob "er" der Ur-Bimbacher gewesen war? – Wir wissen es nicht! Doch der kleine Lesefund eines Antigoritköpfchens (grüner Halbedelstein), der das Gesicht eines keltischen Kriegers nahe der Gemarkung „Geheeg“ darstellen könnte, weist daraufhin, dass die Bimbacher Flur schon vor Christi Geburt besiedelt war. Ein einmaliger Fund des passionierten Hobbyarchäologen Hans Koppelt erhärtet die These, nach der schon Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung östlich des Dorfes Bimbach Spuren keltischer Besiedelung zu finden sind, die zusammen mit der 1956 entdeckten Wall-Grabenanlage und den vorgelagerten Siedlungsspuren in der Oberschwarzacher Gemarkung nahe legen, dass schon lange vor der Ersterwähnung des Dorfes Bimbach in einer Lehenurkunde des Bischofs Hermann I. von Lobdeburg mit Gertrud von Stollberg im Jahre 1237 Menschen diesen Raum betraten.

Ohne ausführlich auf die Kelten in diesem Raum eingehen zu wollen, muss dennoch erwähnt werden, dass die Doppelwallgrabenanlage, die noch Anfang des 20igsten Jahrhunderts von Einheimischen und geschichtlich Interessierten als Ergebnis der Schwedenkriege und als Schanzvorrichtung betrachtet wurde, als eine der nördlichsten bisher gefundenen Anlagen in den Kontext der Besiedlungsspuren der Kelten einzuordnen ist.

Ob heiliger Bezirk mit Tempelanlagen und tiefen Erdschächten, in denen auch Menschenopfer den verehrten Erdgottheiten dargebracht wurden, oder nur ein Viehgehege mit Brunnenschächten, die der Wasserversorgung von Tier und Mensch dienten, bleibt noch abzuwarten und wird die wissenschaftliche Untersuchung anderer Wallgrabenanlagen vielleicht offenbaren, ebenso wie zukunftsweisende Magnetresonanzuntersuchungen der noch nicht ausgegrabenen Viereckschanze oberhalb des Ortes Bimbach. >Literaturhinweis

Aufnahme des nordöstlichen Waldreins des Geheegwaldes, am 30.10.2011

Aufnahme aus dem Geheegwald in westliche Richtung, 30.10.2011

 

Langsam aber sicher werden die Bäume im Geheegwald vom Efeu umrankt und in Besitz genommen, Aufnahme vom 30.10.2011

Bimbach, oder wie nachzulesen in der Lehensurkunde „Binebah“ und in einem bisher als ältestes Lehenbuch aus dem Jahr 1444 im Besitz der Pfarrgemeinde existierenden Lehensbuch „Bienbach“ genannten Ort, tritt im Jahr 1237 zusammen mit anderen Orten in die literarisch belegte Geschichtsschreibung ein. Dennoch wird man davon ausgehen dürfen, dass der Ort schon vor dieser Zeit besiedelt war. Bisher sind jedoch keine Nachrichten vor dem Ersterwähnungsjahr zu verzeichnen, außer man wertet Hinweise auf eine Schlossanlage der Fuchsen als solche, und selbst die Urkunde der Ersterwähnung konnte erst als existent und gesichert gelten, nachdem die Nachfahrin des Reichsfreiherrn Fuchs zu Bimbach und Dornheim, Monika von Deuster, ihr Privatarchiv in Burgpreppach öffnete und dadurch Licht in das Dunkel der Ortsgeschichte brachte.

Die Zeit zwischen Keltenbesiedelung und Ersterwähnungsjahr liegt völlig im Verborgenen und wartet auf Entdeckergeister, mehr noch auf Menschen, die sich der Historie dieses interessanten Ortes annehmen wollen. So lange bleiben die bekannten Quellen aus der Kirchengeschichte ebenso wie die noch im Burgpreppacher Schloss zu eruierenden Schätze die einzigen Hilfsmittel, um der Geschichte dieses Ortes auf die Spur zu kommen.

Fragen wir woher der Name „Bimbach“ stammt, werden wir auf verschiedene Spuren geschickt: Eine meint in Bimbach ursprünglich „Bunebach“ zu lesen und übersetzt Bune als Flechtwerkschutz, was nahe legen würde, dass der Ort durch Hochwasser gefährdet und davor geschützt werden musste. Eine weitere Spur, mir einsichtigere und auch im Lehenbuch und Lehenvertrag erwähnten Schreibweise Bi(e)n(e)ba(c)h, weist daraufhin, dass in diesem Ort Bienen gepflegt und zur Honigherstellung genutzt wurden, besonders weil es im Ort mehrere Linden gab, die Bienen als Nektarsammler aufsuchten. Eine davon existierte noch bis 1950 am Ufer der alten Schwarzach in der Nähe des Schlosssees, Die Herleitung des Ortsamens aus diesem Bezug scheint mir die wahrscheinlichere Variante zu sein.

Was macht diesen Ort aus am Ufer der Schwarzach? Unübersehbar sind zwei Bauwerke, die diesem Ort das Gepräge geben. Zum einen die Kirche auf der Anhöhe mit ihrem Turm aus dem Jahre 1712 und dem laternenartigen Turmdach und zum anderen die heutige in Privatbesitz befindliche, zweiflüglige Schlossanlage aus dem Jahre 1703, die ehemals dem Feiherrn Fuchs von Bimbach und Dornheim gehörte. Dennoch finden wir eindeutig ältere Baureste aus der ersten Schlossanlage im 15. Jahrhundert und Hinweise auf Bauteile aus einem Nachfolgeschloss, das nötig geworden war, nachdem marodierende Bauern die Schlossanlage im Jahr 1525 zerstörten und die Schlossherrin und ihr Gesinde auf die nahegelegene Burg Stolberg ausweichen mussten. 

Zusammen mit den ausgedehnten Wirtschaftsgebäuden und dem am Eingang des Schlosses vorhandenen ehemaligen Gerichtsgebäude (heute beherbergt es den Schützenverein und ermöglicht den Dorfbewohnern einen Treffpunkt) sowie dem Dorfweiher wirkt dieses Dorf als beschaulicher Ort, fernab der Hektik der Verkehrsströme. Nicht wenige „Städter“ suchen die Beschaulichkeit dieses zurzeit zirka 140 Einwohner zählenden Ortes, das aber genauso dringend die Zuwanderung junger Familien bräuchte und sicher auch von der Innovationsbereitschaft der Junggebliebenen profitieren muss, will es nicht „vergreisen“.

Deswegen gilt es, nicht nur die „alten Geschichten“ zu erzählen, sondern auch daraufhin zu weisen, was jüngerer Gemeinschaftsgeist in einem Dorf erwecken kann.

Südwestansicht des 1995 eingeweihten Gemeindehauses, das jeweils zum Himmelfahrtsfest zum Zentrum und Treffpunkt der Gemeinde wird. Darüberhinaus finden in ihm die Gemeindeveranstaltungen statt.

Da ist der Bau eines evangelischen Gemeindehauses zu nennen, zu dem der Grundstein 1993 an der Stelle der alten Pfarrscheune gelegt wurde, neben dem 1990/1991 renovierten Pfarrhaus, das in seiner Baustruktur zurückgeht auf den Vorgängerbau aus dem Jahre 1847.  Beide Bauprojekte wären nicht zu verwirklichen gewesen, wenn die Bürgerschaft dieses Ortes nicht mit Hand angelegt und umfangreiche Spenden geliefert hätte, damit diese Projekte geplant und gebaut werden konnten.

Gemeindehaus von Südwesten von der Schwarzach aus betrachtet 

Auch die Innenrenovierung der aus dem Jahre 1566 bis 1570 erbauten evangelischen Johannes-Kirche aus dem Jahre 2000 zeigt die Bereitschaft dieses kleinen Ortes auch Neues zu wagen. So wurden farbige Kirchenfenster des Glaskünstlers Günther Johrend aus Schwebheim selbständig aus Spenden finanziert und 2003 eingebaut und zieren die im Jahr 2000 innenrenovierte Kirche mit den Motiven Johannes des Täufers und Johannes des Evangelisten im Chorraum des Gottesdienstraumes.

Lesepultseite: Johannes d. Täufer, Aufnahme 2011

Motiv der Osterkerze in der Kirche 2011 - Kelch mit Christusmonogramm (RohChi RX, die beiden ersten Buchstaben des Namens CHRISTUS)

neuangelegter Weinberg in Bimbach, Richtung Süden nach Neudorf

Immer wieder ist es dem Einsatz am Dorfgeschehen Interessierter zu verdanken, dass eine Dorferneuerung und Flurbereinigung durchgeführt werden konnte, dass das Vereinsleben der Feuerwehr und des 1959 gegründeten Schützenvereins belebt und aufrecht gehalten wurde und so Menschen in die Verantwortung für „ihr Dorf“ genommen werden. So wurde das ehemalige Gerichtsgebäude des Schlosses, das lange Zeit als Schule und Lehrerwohnung diente, behutsam den heutigen Bedürfnissen angepasst und renoviert und von der Gemeinschaft, zusammen mit der Stadt Prichsenstadt, außen und innen in Stand gehalten. Ein Dorf lebt von der unbezahlten und engagierten Arbeit seiner Bewohner, aber auch von den Visionen einer heranwachsenden Generation, die ihr Dorf erhalten soll.

Dennoch bleibt viel zu tun für die Einwohner. So muss z.B. die Frage der Neuansiedelung von Familien auf günstigem Baugrund auch für die Zukunft überlegt werden, damit das Dorf nicht „überaltert“. Dabei muss sicher auf die bestehende Ortstruktur geachtet werden, damit der Charakter dieses Dorfes bewahrt wird. Dieses ist ein schwieriges, aber interessantes Unterfangen, wo viele Menschen an den Tisch gebracht werden müssen, um Ideen und Probleme zu diskutieren.

Gerade die Neuansiedelung von Menschen gelang schon nach dem zweiten Weltkrieg, als Freiherr Fuchs westlich des Altortes auf der Gemarkung Herrenweinberg Baugrund zur Verfügung stellte, der ab 1948 von damals 13 Familien genutzt wurde, um sich hier ein Heim zu schaffen, und von da an Heimat für viele Zuwanderer wurde.1 Viel hat sich seither sicher geändert in der Berufsstruktur der Menschen, denn ohne längere Fahrwege zur Arbeit geht es nicht mehr, dennoch begreifen manche die Schönheit und Lage ihres Ortes und leben gerne hier. Sie suchen aber auch nach Perspektiven für die Kinder und Jugendlichen, damit sie zumindest hier am Ort wohnen bleiben können.

Blick auf die seit ca. 1990 entstandenen Häuser an der oberen Siedlungstraße, Aufnahme von 2010


Gehen wir noch einmal hinunter in den Ort und tauchen für ein paar Momente ein in die Geschichte der Gebäude dieses Dorfes. Von Süden gelangt man über die Kreisstraße in das entlang der Schwarzach gelegene Dorf und steht, nachdem man linker Hand den stilvoll renovierten ehemaligen Bauernhof in Blick genommen hat (heute kümmert sich hier das Erich-Kästner-Kinderdorf um vernachlässigte Kinder und Jugendliche und unterhält eine einmalige Projekt-Förderschule), schon vor dem neurenovierten evangelischen Pfarrhaus.

 

1 Wie aus Recherchen bei Siedlungsbewohnern zu erfahren war, wurde mit dem Bau im Jahr 1948 begonnen. Dabei wurden die Grundstücke von Baron Fuchs zum Preis von 1,-- Reichsmark pro qm zur Verfügung gestellt. Die Finanzierung der Grundstücke erfolgte über die Landessiedlungsamt München und zu einem späteren Zeitpunkt wurden die Kreditvertäge von der Volksbank Gerolzhofen übernommen (Aufzeichnungen von Maria Weber)

Das Pfarrhaus

Das 1848 gegründete und 1990/91 durch viel Gemeindemitarbeit generalsanierte Pfarrhaus mit Pfarrgarten 

Das mächtige zweigeschossige Sandsteinbauwerk, 1990/1991 durch Kirchengemeinde und Landeskirche renoviert, fußt auf dem aus dem Jahr 1847 stammenden Vorgängerbau. Auffällig ist an ihm der warme grüngelbe Sandstein aus dem Brünnauer Sandsteinbruch und die über 1,60m hohen Fenster mit ihren eindrucksvollen Gewändern. Der Bau ruht auf einfachen Sandsteinplatten, die zur Gründung des Fundaments in die Erde gelegt wurden. Nur die Nordseite des Baues ist durch zwei Gewölbekeller unterkellert, die wahrscheinlich noch aus einem viel früherer Bau stammen könnten. So vermerkt der Kirchenführer von Bimbach (S.19) das Vorhandensein eines Pfarrhauses vor 1631. Doch sei dieses in den Wirren der Konfessionsauseinandersetzungen des Dreißigjährigen Krieges wohl wieder von der katholischen Kirche in Besitz genommen worden. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass der erste evangelische Pfarrer, der dieses Haus beziehen konnte, Philipp Ernst Seifert war, der von 1842 bis 1864 in Bimbach wirkte (S.22). Bis heute ist es noch bewohnt und beherbergt die Pfarrer und Pfarrerin der Kirchengemeinden Bimbach und Brünnau. Zusammen mit dem Pfarrhof und dem angrenzenden Gemeindehaus, das im Jahre 1993 begonnen und 1995 eingeweiht wurde, bildet es ein harmonisches Ensemble. Nachdem der letzte Pfarrer Jörg Zehelein im Jahr 2018 die Gemeinde verließ, wurde auch der Pfarramtssitz in Bimbach aufgehoben und nach Prichsenstadt verlegt. Das Pfarrhaus wurde 2019 entwidmet und wird ab 2020 vorest an Privatpersonen vermietet. Damit geht die Ära eines besonderen Gebäudes in Bimbach, das Pfarrhaus, zuende. Die weitere Zukunft dieses Dorfprägenden Gebäudes ist noch ungewiss.

Pfarrhaus von der Schwarzach aus photografiert, leider sind die schönen alten Bäume verschwunden!

Das Gemeindehaus

Anlässlich eines Gemeindefestes an Himmelfahrt spielt der Posaunenchor Gerolzhofen unter Leitung von Fritz Albert die Lieder des Gottesdienstes.

Die Gemeinde "im Tal" feiert ihren Himmelfahrtsgottesdienst mit anschließendem Gemeindefest

Unansehnlich geworden, nahe dem Verfall, präsentierte sich die ehemalige Pfarrscheune neben dem Pfarrhaus noch im Jahr 1991/1992. Doch dann reiften Pläne für eine Renovierung, ja, einen kompletten Umbau der seit geraumer Zeit verlassenen Pfarrscheune (Sie war in verschiedenem Besitz und als solche unterschiedlich genutzt worden). Stark in Mitleidenschaft gezogen war dieser Bau durch den Gebrauch als ehemalige Schmiede, wodurch auch ein Tor und mehrere Fenster in den Bau eingebracht wurden, jedoch die Statik nachhaltig störten. Die Kirchengemeinde entschied sich zum Umbau und Neubau, nachdem Gelder der Landeskirche, der Stadt Prichsenstadt, aber auch der Direktion für Ländliche Entwicklung zur Verfügung standen. Durch unzählige Hilfeleistungen der Ortsbürger und Spenden konnte schließlich ein Raumkonzept verwirklicht werden, der Jugend und Erwachsenen Heimat in diesen Räumen ermöglichte. Gerne werden die Räume auch zu privaten Feiern genutzt und dienen so als Treffpunkt der Menschen aus Nah und Fern. Bei einem Besuch sollten Sie nicht versäumen, das Kunstwerk des Künstlers Weileder an der Südwestseite zu betrachten, das ein Boot, umgeben mit Fischen zeigt. Ins Auge dürften auch die „kleinen Kunstwerke“ der Jugendlichen fallen, die den Raum ausschmücken, so ein Mosaik vom Apostel Paulus und das Medaillon: „Im Kreuz ist Heil“. Beim Hinaustreten nehmen wir Blickkontakt zur „Kirche auf dem Berg“ auf. Sie liegt an der Straße in Richtung der Gemarkung Geheeg (Die Schreibeweise ist unsicher; es kommt auch "Geheg" vor), in der sich die eingangs erwähnte keltische Viereckschanze versteckt. Nur eine Viertelstunde trennt uns also von unserer Frühgeschichte! Doch nun zur Kirche!

Aufgang zur Kirche von Westen an einem Karfreitagmorgen

Seit dem Jahr 1995 wissen wir es sicher: Unsere evangelische Kirche wurde nach Stifterkunde im Jahr 1566 begonnen zu bauen. Die Entdeckung dieser Urkunde verdanken wir Frau Monika von Deuster, die sie in ihrem Archiv aufspürte. Dort wird vermerkt: „Tausend Fünff hundert vnnd im sechs vnd sechsigstem Jar Ist die rechte Apostolische Kirchenn zu Binbach zu bauenn angefangen worden“. Erwähnt werden dann auch die Baumeister der Kirche, Pfarrer Matthäus Kaller und Vogt Georg Pfannenstiel. (Kirchenführer 1996, S.10). Leider sind von beiden keine Epitaphien mehr vorhanden. Von Kaller wissen wir, dass er wahrscheinlich von 1556 bis 1572 Pfarrer der Gemeinde gewesen war (S. 2 und 22; Anmerkungen). Ist er, der wohl im März oder Mai 1572 verstorben ist, in der Kirche beerdigt? Immer wieder wird  über eine Gruft, die sich unter dem Altar befinden soll, und von der unklar ist, wozu sie gebraucht wurde, spekuliert. Wenn jedoch eine Jahreszahl in der gemauerten Gruft das Jahr 1755 zeigen sollte, wie behauptet wird, dann sollte sie zur Aufnahme anderer, z.B. der verstorbenen Schlossherrn, dienen. Dennoch finden wir in der Kirche eine Steinsargabdeckung mit dem Relief von Dorothea Pfannenstiel, der Frau des Vogtes, und ihrem Kind Margarethe.

Am 16.März 1571 wurde Margarethe als viertes Kind der Eheleute Georg Pfannenstiel und Dorothea Wolfrumb geboren, verstarb aber am Trinitatisabend desselben Jahres. Sie war die erste, die in der neuen Kirche bestattet wurde. (S.11)

An der linken Seite, in der Nähe des Kirchenfensters, ist der Epitaph von Georg Pfannenstiel zu erkennen. Der Innenraum der Kirche wurde im Jahr 2000 renoviert.


Einen umfassenden Einblick auf die Geschichte und Kunstwerke vermittelt der im Jahr 2001 entstandene Kirchenführer, der in der Kirche aufliegt.

Zu erwähnen ist aber jedenfalls der auffällige Sprenggiebelaltar, der im Jahre 1727 von Heinrich Schaaf gestiftet wurde und von unten nach oben die Bilder: Das letzte Abendmahl Jesu, den guten Hirten und ganz oben die Auferstehung Jesu zeigt. Aber auch hier verbirgt sich dem Betrachter ein Geheimnis, das erst gelüftet werden konnte: Ursprünglich war als zweites Bild wohl eine Kreuzigungsszene dargestellt, die wohl unansehnlich geworden und deswegen ersetzt worden war.

 

Wort und Sakrament in "überirdisches" Licht getaucht!

Kelch, gefertigt nach einer Zeichnung von Pfarrer W. Jugl, hergestellt in der Töpferei des Bildhauers und Malers Steinbrenner in Schwarzach

Inwieweit gar ein Marienbildnis in dieser Kirche einst am Altar zu finden war, entzieht sich genaueren Nachforschungen, es könnte, wenn überhaupt, in der Zeit ab 1631 eingebracht worden sein. 

Ein letzter Blick fällt auf Taufstein, Kanzel und Orgel. Sie stammen aus dem 18.Jh, bis auf den Taufstein, der aus der Gründerzeit der Kirche herrührt. Dann soll unser Schritt hinunter ins Dorf führen. Schon grüßen die Dächer der Schlossanlage herüber und lassen uns fragen, wann dieser Bau erstellt wurde.

Hinweis: Im Jahr 2013 wird die Bimbacher Kirche vollständig außen renoviert. Schäden in der Turmhaube und Laterne, aber auch am Dach, besonders in den Holzteilen und Schieferdeckungen werden nach und nach behoben. Im Zusammenhang der Renovierung wird auch der alte Glockenstuhl entfernt und durch einen neuen, hölzernen ersetzt, da dieser bereits im Jahr 1950 gebraucht angeschafft im Turm eingebaut wurde. Auch im Fundamentbereich des Turmes wurden noch einmal die Drainagen und ein Teil des Außenputzes komplett erneuert, um Feuchtigkeitsschäden weitgehend auszuschließen. 

Die neuaufgebaute, weil sehr marode gewordene Haube wird per Kran auf die Laterne gehoben!

Eine Besonderheit hat sich erst zum Ende der Renovierungsarbeiten der Kirche im Herbst 2013 abgezeichnet. So entdeckte man bei der Besichtigung der Außenwand der Kirche auf der Nordseite einen möglicherweise alten, aus der Gründungszeit der Kirche stammenden Torbogen, nahe eines Fensters. Die Einordnung des "Fundstücks" lässt noch auf sich warten!

So eröffnte man den Riss, der den darunter verborgenen Torbogen freigab und könnte so einen Eingang an der Nordseite der Kirche entdeckt haben, der aus der Gründerzeit der Kirche herrühren könnte.

Wir kommen vorbei am Eingang zu einem ehemaligen Eiskeller, der bis unterhalb der Kirchenstufen führt. Früher hat man hier selbstgebrautes Bier gelagert und mit Eisblöcken aus den nahegelegenen Düttingsfelder Seen gekühlt. Ein Blick hinauf zur noch erhaltenen und renovierten Kegelbahn, die zur Gaststätte Schwarzer Adler, der ehemaligen Familie Stubenrauch, gehörte, versetzt uns für einen Moment zurück in fröhliches Stimmengewirr der Spielenden. Doch halt: Es sind schon über fünfzig Jahre her, dass die letzte Kugel an dieser Stelle alle Neune fallen ließ! Später wurde die Kegelbahn versetzt und von privater Seite hergerichtet und gehört nun zum Anwesen der Familie Linz. An manchen Kirchweihtagen wurde sie den Kirchweihburschen zur Einleitung in die Kirchweih zur Verfügung gestellt und knüpfte so an die "alten Zeiten" an!

Eingang und Schild der ehemaligen Kegelbahn, aufgenommen im Januar 2011

Seit einiger Zeit ist die Kegelbahn an anderer Stelle wieder in Betrieb! Heinrich Linz hat das anliegende Gehöft umgebaut und damit auch die Kegelbahn erneuert und neu aufgebaut und stellt sie den Kirchweihburschen und -mädchen vor der Kirchweih am Freitagabend zur Verfügung. Hieraus könnte sich die Tradition entwickeln, dass am Vortag der Kirchweihe (1. Sonntag im Juli) die Jugend wieder zu einem gemeinsamen Kegelwettbewerb treffen könnte.

 Das Fuchsche Schloss zu Bimbach

Durchblick vom Schützenhaus auf das Schloss


Eindrucksvoll präsentiert dieser Bau den Anspruch seiner Besitzer nach Repräsentation, aber auch Funktionalität. Im Jahr 1700 wurde der Bau von Ludwig Reinhold Fuchs von Bimbach begonnen und 1703 von seinem Bruder Ernst vollendet und beherbergt heute ein Weingut und landwirtschaftliches Unternehmen, sowie den Privatbesitzer, der in unendlicher Mühe und Hinwendung zu den geschichtlichen Details der Anlage dieses Schloss renoviert und so aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Wie schon eingangs erwähnt, wird man von Vorgängerbauten auszugehen haben, so finden sich Reste einer Toranlage mit Wappen aus dem Jahre 1488, die sich zwischen Haupthaus und Nebengebäuden drängen. Sie verweisen auf ein Vorgängerschloss, das im Jahr 1525 durch marodierende Bauern in Brand gesetzt wurde. Ein Nachfolgeschloss, das 1585 bis 1586 von Rudolf Fuchs von Bimbach aufgebaut wurde, war bereits 100 Jahre später so baufällig, dass es abgetragen werden musste, jedoch fehlen hierüber genauere Hinweise und Urkunden.

Der letzte adlige Besitzer, Freiherr Hans Fuchs von Bimbach, der im Jahr 1963 verstarb und mit seiner Frau, Reichsfreiherrin Fuchs, in der Familiengruft in Neudorf begraben liegt, besaß nur wenig finanzielle Mittel, um den großen Bau erhalten und renovieren zu können. Das wiederum sicherte aber auch seine denkmalerische Bedeutung für die Gegenwart: Hier wurde wenig verändert, vieles blieb, wie es im Entstehungsjahr geschaffen wurde, seien es originale Butzenfenster, Treppen oder Fußböden, sowie Rupfenbehänge mit Bemalungen in den einzelnen Räumen. Einzig die katholische Kapelle wurde nach 1715 (ab dieser Zeit gibt es nur noch eine katholische Linie der Fuchs) nachträglich eingebaut und enthält neben Kirchenbänken einen Altar mit dem Bildnis der säugenden Maria und dem Christuskind. Das heutige Schloss gehört zu den ältesten Brockschlössern in Franken.


Das Dorf und seine Einwohner


Aufnahme im schneereichen Winter 2010/11, von Westen kommend, rechts das Schützenhaus mit Spielplatz

Gehen wir nach einem Rundgang durch den Schlosshof zurück und betrachten linker Hand das jetzige zweigeschossige Gebäude, das den Vereinen des Ortes als Versammlungsstätte dient. Viele Funktionen vereinigte es in seinen Räumen. Wahrscheinlich als Gerichtsgebäude geplant, wurde es Schulhaus mit Lehrerwohnung und schließlich Schützenhaus, zu dem es im Jahre 1977 durch die Einwohner umgebaut wurde. Es dient aber auch zum geselligen Beisammensein, seit es im Dorf keine Gastwirtschaft mehr gibt, und bietet Vereinen und Veranstaltungen (Kirchweih) Unterschlupf in seinen Räumen.Und da schließt sich der Kreis hin zu den Menschen, die engagiert und zielorientiert ihre Umgebung mitgestalten, damit auch in Zukunft Menschen diesen Ort als ihre Heimat entdecken und gern hier leben.Dabei wird man sich auch immer mehr der Geschichte bewusst, die dieser Ort in sich birgt. Aus der jüngeren Geschichte harrt noch Vieles der Entdeckung, manches wissen einzelne Bewohner vom Hörensagen, aber Strittiges und Fragwürdiges geht auch mit denen unter, die die Geschichte zwar erlebt haben, aber sie nicht mehr weitererzählen können, weil sie weggestorben sind.

Die Geschichte der Feuerwehr Bimbach

Die neue und moderne Wehr unter ihrem ehemaligen Feuerwehrkommandanten Alexander Fischer

Werfen wir einen Blick hinein in die für den Dorfschutz so wichtige Gemeinschaftsaufgabe der Feuerwehr, so ist zu erkennen, dass die Menschen vor Ort bemüht waren und sind, die technische Ausrüstung dem Bedarf des Ortes anzupassen. Eine von Alfred Appold und Walter Merklein erstellte Festschrift zum 120-jährigen Feuerwehrjubiläum im Jahre 1995 bringt manch verschüttete geschichtliche Reminiszenz zum Vorschein. Wir können uns hierbei aber nur auf die frühe Geschichte konzentrieren, dem Interessierten ist zu empfehlen, die damalige Festschrift genauer zu studieren. 

Im Januar des Jahres 1862 waren die Gemeinderäte zusammengetreten, um über eine neue Feuerlöschordnung zu beraten, da „die alte wegen alter und wegen Änderung der Personen unbrauchbar geworden“ war. Nach drei Jahren schließlich wurde ihre Annahme beschlossen und galt rückwirkend. Dörferübergreifend war man mit Oberschwarzach zusammengespannt, was die „Löschmaschine“ anging, und teilte sich Feuerleitern, Feuerhaken, Pechkränze, Pechpfannen und Pechfackeln (S.15) und insgesamt 17 Feuereimer. 

Genau bestimmt wurde die Leitung der Feuerwehr im Löschfall. So war es der jeweilige Gemeindevorsteher, dem als Boten Michael Schimmel und Adam Merkel an die Seite gestellt wurden. Selbst der „Sturmläuter“ war festgelegt. Es war Peter Zehntmeier, der dieses Amt deswegen ausüben musste, weil er „nächst der Kirche wohnt(e)“ (S.16). Vom Ausräumen des Mobilars, über die Bewachung, die Abbrennung der Pechfackeln zur Beleuchtung der Szenerie, dann die Handhabung der Feuereimer und das „Anstemmen des Baches, damit bequem und in hinreichender Menge Wasser geschöpft werden kann“, bis hin zum Wassertragen – alle waren eingespannt, die einen (alle ledige Erwachsenen und Dienstknechte) zur Wasservorbereitung, die anderen (die jungen Ehefrauen, das erwachsene Frauenpersonal und Dienstmägde) zum Wasserbeischaffen. Und jeder musste den die Ordnung bei sich daheim in der „Wohnstube angeheftet“ werden. 

Drei Jahre nach diesem Beschluss versorgte sich dann die Bimbacher Wehr mit einer eigenen Löschmaschine aus der Werkstatt des Spritzenbauers Joseph Kurz in Gerolzhofen für den Preis von 410 Gulden(S.19f). Diese ist noch heute in ihrem Besitz und ziert bei manchen Festen den Umzug.

Es sollte noch zwei Jahre dauern bis die Bimbacher im Jahre 1873 ihre eigen Freiwillige Feuerwehr gründeten, die aus 20 Mann bestand. Und die nicht aktiven, aber ansonsten feuerwehrpflichtigen Personen unter 45 Jahren hatten pro Mann und Nase 9 Kreuzer zu zahlen, die älteren nur noch 6.(S.21). Ihr eigentliches Gründungsdatum wurde laut „Kreis-Feuerwehr-Zeitung“ schließlich auf den 1. August 1874 festgesetzt (S.24), sodass man 120 Jahre später ein Jubiläumsfest besonderer Art feiern konnte. Doch das Feiern lag den Bimbachern im Blut: Schon im Jahr 1889 weist eine Rechnung von Christoph Düll, Bimbach, im Tagebuch Einnahmen und Ausgaben zu einem Feuerwehrfest aus. Eintrittskarten und „Spielzettel, wohl für eine Tombola, mussten bezahlt werden (S.26). Es würde den Rahmen sprengen, wollte man alle Aktivitäten der Wehr aufzählen, doch das erste „Feuerwehrhaus“ sollte noch erwähnt werden. Es nannte sich „Feuerwehr-Requisiten-Halle, war 8 x 10 x 3 Meter groß, wurde von Zimmermann Michael Kraft aus Oberschwarzach wohl im Jahr 1878 erstellt. Die zugehörige Rechnung stellte er aber erst 23 Jahre später (!) und verlangte dafür 400, 27 Goldmark (s.27). Wir können leider in diesem Rahmen nicht die vollständige Geschichte der Feuerwehr darstellen, deswegen verweisen wir auf die einschlägigen Veröffentlichung zum Jubiläumsjahr 1995. (vgl auch: Aktivitäten, siehe Galerie: Jugendfeuerwehr Bimbach und Neudorf; Übung der Feuerwehr)

Jugendwehr Bimbach und Neudorf in Vorbereitung auf den Wissenstest 2008

Der Schützenverein (ehemals Bayerischer Junglandbund)

Lieder und Texte zur Weihnachtsfeier des Schützenvereins

Liebevoll gedeckter Kaffeetisch mit Weihnachtsdekoration

(Hinweis: Schauen Sie sich auch die Bilder zur Weihnachtsfeier Im Schützenhaus an! Weitere Bilder sind auch in der Galerie zu entdecken!)

Sein Bestehen geht zurück auf eine Schützenvereinigung, die in den Jahren 1928/29 gegründet wurde und unter dem Namen „Bayerischer Junglandbund“ firmierte. Ein Schießstand für Kleinkaliberwaffen war damals in der heutigen Gemarkung Geheeg, nahe der Viereckschanze, eingerichtet worden. Ein Relikt aus dem seit 1911 bestehenden Krieger- und Veteranenverein, der wohl der Vorgänger des oben erwähnten Junglandbundes gewesen war, werden wir noch im Laufe der Darstellung kennen lernen. Der eigentliche Schützenverein hingegen wurde am 21.02. 1959 im Gasthaus Stubenrauch gegründet. Die Gründungsmitglieder waren u.a. Erich Mokry und Hugo Knauer . Mit 26 Mitgliedern wurde schließlich der Verein aus der Taufe gehoben und, obwohl die finanziellen Mittel des Vereins zur Beschaffung von Gewehren nicht vorhanden waren, kamen verschiedene Mitglieder dem Verein zur Hilfe, indem sie das Geld für den Kauf von Gewehren vorstreckten oder zwei Schießstände im Saal der Gastwirtschaft „Schwarzer Adler“ einrichten ließen. Gerade der Zusammenhalt und das Aufeinanderangewiesensein ermöglichte dem jungen Verein, seine integrative Aufgabe für die Dorfgemeinschaft zu erfüllen.

Alte Schützenscheibe vom 26.06.1929, geschossen von Georg Meyer 

Von Tanzveranstaltungen, Preis- und Freundschaftsschießen, Theaterabenden und Karnevalssitzungen, bei denen die Vorstandschaft als Elferrat fungierte, ist zu lesen, ebenso von Brauchtumspflege, durch die eine aus dem Jahr 1911 stammenden Fahne des Krieger- und Veteranenvereins restauriert und umgearbeitet wurde. Am 10-jährigen Schützenfest mit Fahnenweihe 1969 übernahm die bürgerliche Schützengesellschaft Gochsheim die Patenschaft. 10 Jahr später wurde die Fahne wieder einer Renovierung unterzogen, indem der Sinnspruch „Mit Gott für König und Vaterland“ die Fahne wieder zierte. Dieses Fahnenweihfest wurde schon in den neuen Räumen des Schützenhauses vollzogen, das nahezu durch Eigenleistung der Mitglieder ab 1977 hergerichtet wurde.

Diverse Schützenscheiben aus den Jahren 1977 und 2009:

Weitere Umbauten und Renovierungen des Schützenhauses, wie in den Jahren 1986/87, zeigten die Aktivität des Vereins. Mit dem Wechsel an der Spitze des Vereins im Jahr 1997, den Gerald Unger 30 Jahren geleitet hatte, verjüngte sich die Vorstandschaft durch den ersten Schützenmeister Rolf Landeck. Die Bildung einer Schülermannschaft, das Einführen einer Bogenschießabteilung waren neue Auftaktveranstaltungen, die besonders die Jugend im Dorf ansprechen sollten. Doch wie in vielen Dorfvereinen leidet der Verein am Rückzug der Jugend, aber auch an der veränderten Arbeits- und Freizeitgestaltung der Bevölkerung, und muss oft auf die bewährten, aber älter werdenden Kräfte zurückgreifen, sollen Kirchweih organisiert oder anstehende Renovierungen des Schützenhauses durchgeführt werden.

Schießraum der Bimbacher Schützen im ersten Geschoss des Schützenhauses

Trotzdem ist es gerade zu bewunderungswürdig, dass die Bewohner dieses kleinen Dorfes nicht aufgeben, ihre Gemeinschaft zu pflegen. Die von Feuerwehr- und Schützenverein gemeinsam organisierte Bewirtung an den Kirchweihtagen im Juli, die viele einbindet, sei es durch Kuchenspenden und aktive, unbezahlte Mitarbeit beim Zeltaufbau und der Bewirtung, ist nur durch einen guten Zusammenhalt gewährleistet. Mehr und mehr müssen auch die Neuzugezogenen in die Gemeinschaft eingebunden werden, damit sie den Reichtum ihres Dorfes kennen und schätzen lernen. Dazu ist aber auch Offenheit der Alteingesessenen von Nöten, denn es ist allein noch kein Verdienst, wenn man vierzig oder mehr Jahre in diesem Dorf wohnen konnte, es braucht auch die Ideen und die Kreativität der Neuen, will man die Dorfgemeinschaft lebendig erhalten.

 

Erinnerungen an die Kirchweih nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Kirchweih in Bimbach gehört zu den herausragenden Festen im Jahreslauf. Sie wird traditionell am 1. Wochenende im Juli gefeiert, obwohl die eigentliche Weihe der evangelischen Kirche am Tag Johanni, den 24.06., gewesen war. Trotzdem wird alle Jahre wieder (manchmal auch mit Unterbrechung) das Kirchweihfest mit Essen und Trinken, aber auch mit einem selbstgestaltete Kirchweihumzug, auf dem die lustigen Begebenheiten im Ort übers Jahr in Bildern, Holz und Pappkarton und mit Hilfe der "Dorfjugend" dargestellt werden.

Auch die sogenannte "Siedlung" wird vom Umzug heimgesucht und die "Persönlichkeiten des Ortes" mit einem kurzen "Ständala" besungen. Anschließend wird zur "Wiedergutmachung" die Maß Bier gereicht. Auf den mitgeführten Wägen werden die kleinen und großen Peinlichkeiten und Fehler der Einwohner in Szene gesetzt.

Der Höhepunkt ist die Kirchweihpredigt, in der mit fränkischer Deftigkeit und in "Bibacherisch" die aufgespießten (oder erfundenenen!) Geschichten zu Gehör kommen. Im Bierzelt ist dann bei Kaffee und Kuchen und anderen von der Dorfgemeinschaft erstellten Leckereien Zeit, die angesprochenen Dinge und Personen recht zu würdigen und sich über die Frechheit des Predigers auszulassen. Das Kirchweihfest schließt dann am Montagabend mit dem traditionellen Haxenessen, zu dem viele aus den umliegenden Dörfern nach Bimbach kommen. Auch die Tradition des gemeinsamen Kaffeetrinkens der Frauen im Dorf, die es früher gab, wurde im Jahr 2018 wieder aufleben lassen.

Von besonderem Interesse sind natürlich alte Aufzeichnungen zum Kirchweihgeschehen in Bimbach. So u.a. die Kirchweihpredigt. Eine fiel mir dabei in die Hände, ist datiert im Jahr 1949 und wurde von Walter Merklein verfasst und publiziert. Sie soll in Auschnitten wiedergeben werden!

 

Kirchweihpredigten

(Kirchweihpredigt von Walter Merklein) 

Hochverehrtes Publikum

wieder ist ein Jahr herum, 

ist es Zeit zum Kirchweihfeiern, 

alte Sitten zu erneuern, 

die uns heut' zum Vorbild dienen 

jene Sünden abzusühnen, 

welche so im Jahreslauf 

regen oft die Menschheit auf ! 

 

Wer sich davon fühlt betroffen, 

hat das hohe Recht vergeben, 

wenn die Tür des Himmels offen, 

dort im Arrangement zu leben! 

 

Fast erklingt's wie einen Sage 

seit der Krieg zu Ende ist, 

als an einem schönen Tage, 

wie ihr wohl noch alle wisst, 

drohender Kanonendonner 

schreckt schrill die Schläfer auf, 

die - es war im letzten Sommer - 

abgekämpft vom Tageslauf 

plötzlich aus den Betten fuhren, 

glaubten schon an Invasion, 

bis die hitzigsten Naturen 

eilten schnell ans Telefon 

um die Polizei zu holen, 

die wie immer kam zu spät - 

junges Volk hat leichte Sohlen, 

wenn es sich um's Laufen dreht! 

 

Dafür sind die Alten tapfer, 

besonders der Gemeinderat, 

wenn auch manchmal starke Zapfer 

ohne grosse Heldentat!

 

Immerhin: wir können sagen 

bei uns im Dorf, da ist was los, 

ein jeder rettet seinen Kragen 

und denkt, die Sache wär famos, 

soweit es sich um Dinge handelt, 

die einer nicht dem andern gönnt - 

weil, wenn sich Zweie angebandelt, 

der eine gleich auf's Rathausrennt! 

 

Wahrscheinlich ist er bald vergessen - 

der Erdrutsch, dessen Schwergewicht, 

auf Masskrugbasis ausgemessen 

wohl kaum für Nächstenliebe spricht. 

 

Jedoch, es kann auch mal passieren, 

dass selbst die Volksvertretung streikt, 

wie es die neue Wegrollierung 

am Eingang von der Siedlung zeigt! 

Man sollte nicht mit Steinen werfen, 

wenn man in Amt und Würden steht, 

das fällt mitunter auf die Nerven 

und hemmt die liebe Kollegialität!...

 

Ein Rezept sei hier verraten -

wie man es dann machen muss,

wenn man nach vollbrachten Taten 

heimbringt einen schweren Ruß!:

 

Lass die Welt zum Teufel fahren -

nun, was kümmerst du dich drum

bist du erst in jenen Jahren,

wo man dies wohl kaum nimmt krumm;

wanke schnell zur Schleifsteinscheibe,

die im stillen Winkel steht,

damit dir der Verstand noch bleibe,

wenn alles sich im Kreise dreht!...

 


Verwendete Literatur:

- Festschrift zum Feuerwehrfest mit Fahnenweihe 1995 von Alfred Appold und Walter Merklein

- Kurzer Abriss der Geschichte des Schützenvereins Bimbach von Rolf Landeck (siehe auch Bilder aus dem Schützenhaus in Bimbach, die einen Querschnitt von frühen und neueren Königscheiben zeigen, Copyright by W.Jugl, 2008)

- kurzer Überblick über die Geschichte des Schlosses Bimbach von Ute Bartels

- Evangelisch- Lutherische Kirche zu Bimbach - Ein Kirchenführer von Wilfried Jugl, 2001

- Diverse Unterlagen aus dem Nachlass Walter Merkleins